Zuckerfreies Leben - Geht das?

 

Ein Leben ohne Zucker ist für viele ein Irrsinn und nur schwer vorstellbar. Zucker steckt ja überall drin und wie soll man darauf verzichten? Ist denn Zucker gleich Zucker? Auch mir sind diese Fragen immer wieder in den Sinn gekommen und beantworten konnte ich sie auch nicht. Zumal ich Süßes liebe, fiel mir der Gedanke, darauf verzichten zu müssen, extrem schwer. Aber ich bin ja für fast jedes Experiment zu begeistern.

 

Was ist Zucker überhaupt und wofür brauchen wir es?
Zucker, oder auch Kohlenhydrate genannt, sind Verbindungen aus Kohlenstoff und Wasserstoffelementen und werden in größeren Mengen im Rahmen der Photosynthese von Pflanzen gebildet. Der Mensch nutzt sie als Geschmacksträger und Energielieferant. Aus den Kohlenhydraten kann der Körper Fette und bestimmte Eiweißstoffe herstellen bzw. aus Abbauprodukten des Eiweiß- und Fettstoffwechsels Kohlenhydrate bilden. Klingt kompliziert, aber einfach ausgedrückt: Der Körper wandelt fast jedes Nahrungsmittel in Zucker um!

Zucker (Saccharide) werden wie folgt unterteilt:

  • Einfachzucker (Monosaccharide): Hierzu zählt der Traubenzucker (Glucose), Fruchtzucker (Fructose) und Schleimzucker (Galaktose).
  • Zweifachzucker (Disaccharide): Hierzu zählt Saccharose (Glucose + Fructose = Haushaltszucker), Maltose (Glucose + Glucose = Malzzucker) und Laktose (Glucose + Galaktose = Milchzucker).
  • Vielfachzucker (Polysaccharide): Abhängig vom Abbau durch Verdauungsenzyme im Dünndarm spricht man von verwertbaren bzw. unverwertbaren Kohlenhydraten (Ballaststoffe).
    • Zu den verwertbaren Polysacchariden zählen Stärke, Dextrine und Glykogen (Glykogen wird im Körper in Leber und Muskulatur gespeichert und dient als Energiereserve).
    • Zu den nicht verwertbaren Polysacchariden, auch Ballaststoffe genannt, zählen Zellulose, Pektine, Inulin und ß-Glucane, die zur Verdauungsoptimierung beitragen, da sie stark aufquellen und eine gelartige Substanz bilden, die Giftstoffe binden können und die Darmperistaltik anregen.

Einfachzucker geht rasch ins Blut über, da sie im Dünndarm rasch absorbiert werden. Zweifach- und Vielfachzucker benötigen Enzyme, um aufgespalten bzw. ins Blut aufgenommen zu werden. Spezielle Enzyme wie Laktase, Maltase, Saccharase spalten diese Zuckerarten auf, diese gelangen mithilfe von Insulin in die Zellen. Galactose und Fructose benötigen kein Insulin und sind daher speziell für Diabetiker geeignet. Zweifachzucker liefert rasch Energie, jedoch lässt es den Insulinspiegel stark ansteigen und auch rasch abfallen. Deshalb ist der Verzehr von Vollkornprodukten zu empfehlen, da der Zuckerabbau längere Zeit benötigt und der Zucker somit langsam ins Blut übergeht. Der Insulinspiegel steigt bzw. sinkt langsamer und es kommt daher zu weniger Heißhungerattacken und einem langanhaltenden Sättigungsgefühl.

 

Auf welchen Zucker also verzichten?

Für mich war nun klar! Zucker, der in Lebensmitteln von Natur aus enthalten ist, sollte also kein Problem darstellen. Süßes zu verzehren ohne Zucker ist jedoch schwierig. „Warum ist denn Zucker so ein Problem?“, musste ich mich mal fragen. Primär ist Zucker ja kein Drama, denn die Dosis macht das Gift. Denn ein Zuviel von jedem Stoff ist auf Dauer generell nicht empfehlenswert. Daher wird der Verzicht nur dann möglich, wenn man Speisen im Allgemeinen eher selbst zubereitet, frisch kocht und bei der Wahl der Lebensmittel und Speisenzusammenstellung auf die Inhaltsstoffe achtet. Da wurde mal der Vorratsschrank geöffnet und sämtliche Lebensmittel auf Inhaltsstoffe untersucht. Was musste ab sofort raus: Teilfertig- und Fertigprodukte, gezuckerte Konserven, Süßigkeiten, Limonaden, uvm.

 

Mach mal eine radikale Veränderung!

3 Monate keinen Zucker, außer den Zucker essen, der in Lebensmittel von Natur aus enthalten ist. Also Obst und Gemüse waren erlaubt. Haushaltszucker, Honig, Agavendicksaft, Kokosblütenzucker, Rohrohrzucker und was es sonst so alles an Süßstoffen gibt, waren tabu. Ran an den Herd und selber kochen. Das war ehrlich gesagt nicht die große Schwierigkeit, aber was ich euch jetzt mitteile, kann euch sicher davon abhalten, es auch zu probieren! Das Essen schmeckte fade und langweilig. Egal wieviel ich würzte, welche Kräuter ich verwendete, alles hat irgendwie gleich fade geschmeckt. Unfassbar, oder?! Aber ich hielt durch und nach 1-2 Wochen fing alles an, besser und intensiver als zuvor zu schmecken. Wer seinen Zuckerkonsum drastisch einschränkt, wird auf einmal feststellen, wie unglaublich süß eine Banane schmeckt oder wie fruchtig Beeren sind! Nach 4 Wochen versuchte ich mich an einem Stück Schokolade von einem namhaften Hersteller mit einem bunten Nutztier als Maskottchen. Und soll ich euch sagen, was mir als bekennender Schokoholic da passiert ist? Ich öffnete die Verpackung, roch daran, stellte mir vor, wie dieses Stückchen Schokolade schmeckt und dann rieb ich das Stück auf den Lippen, fuhr mit der Zunge über die schokoverschmierten Lippen und dann… BÄM! Steckte ich das Stück Schokolade in die Verpackung zurück, legte es weg und nahm einen großen Schluck Wasser! Ich hatte das Gefühl, ich hätte mehrere Löffel Zucker in mich hineingeschaufelt. Es war so grausig, sag ich euch. Es schmeckte einfach nicht nach Schokolade, wie ich es im Sinn hatte. Es war einfach nur zuckersüß. Seither habe ich kaum noch Schokolade gegessen bzw. mich auf die Suche nach qualitativ hochwertiger Schokolade gemacht, die nicht nur nach Zucker und Fett schmeckt. Meine Schokokonsum ist drastisch gesunken, aber dank eines tollen Schokoproduzenten aus der Steiermark, kann ich nun wieder Schokolade genießen, die mir auch schmeckt und vor allem durch gute Qualität überzeugt. Aber nun weiter zu meinem Experiment.

Nach 3 Monaten fing ich an, wieder den Zuckerkonsum etwas an normale Gegebenheiten anzupassen. Ich verzichtete nach wie vor auf Haushaltszucker, baute aber als Zuckeralternative Obst, Gemüse, Trockenfrüchte, Agavendicksaft, Honig und gelegentlich auch Kokosblütensirup in meine Speisen ein. Hin und wieder kommt auch Rohrohrzucker zum Einsatz. Das ist euch vielleicht auch in meinen Rezepten aufgefallen. Da findest du keinen Haushaltszucker, auch nicht in den Süßspeisen und Desserts.

Was hat sich durch den Zuckerverzicht verändert?

Ich kann euch sagen, eine Veränderung ergab die Reduktion des Zuckerkonsums definitiv. Das Hautbild wurde besser, auch der Gemütszustand wurde stabiler und war nicht mehr von kleineren Übellaunigkeiten gestört, die durch aufkeimende Heißhungerattacken geschürt wurden. Gerade Heißhungerattacken blieben aus und ich hatte das Gefühl, über den Tag verteilt mehr Energie zu haben, da durch regelmäßiges Essen ausgewogener Mahlzeiten der Blutzuckerspiegel konstanter blieb.

 

Mein Fazit?!

Generell kann ich jedem diese Erfahrung nur empfehlen, wenngleich man sie nicht immer so radikal wählen sollte. Gebt beim Zuckerverzicht aufgrund des anfangs langweiligen Geschmacksempfindens nicht gleich auf, der Körper braucht eine Zeit, um sich auf die Veränderung einzustellen. Und Zucker per se ist nicht schlecht, denn bei der Sporternährung macht Zucker richtig dosiert und eingesetzt durchaus Sinn. Auch ein Stück Torte oder Kuchen ist auch ok, ohne dabei gleich einen allergischen Schock zu bekommen, weil da plötzlich Zucker drin ist. Das Leben bedeutet Genuss und den sollte man im richtigen Maß durchaus leben!

 

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